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Samstag, 21. November 2020

Hegel und die »Eule der Minerva«

Eule

Hegel verglich in der »Philosophie des Rechts« die Philosophie mit der dämmerungsaktiven Eule der Minerva. Mit der Eule der Minerva setzt Hegel zum Gedankenflug an. Eule
Die »Eule der Minerva« entstammt einem bekannten Zitat aus der Vorrede von »Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts« von 1820:

»Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.«

Mit der Vorrede zur Rechtsphilosophie und ihrem berühmten Bild der »Eule der Minerva« hat Hegel freilich nicht nur sein System gekrönt, sondern zugleich dessen sichtbarsten Angriffspunkt geschaffen. Die mit der Vernunft gleichgesetzte Gerechtigkeit, um die es Hegel zu tun ist, gerät unter dem Systemzwang zu einem nachträglichen Konstrukt, das durch die Eule der Minerva zugleich methodisch begründet und bildhaft verbrämt wird. Die Weltgeschichte bietet indes als Weltgericht keine Gerechtigkeitsgewähr.

Friedrich Nietzsche Nietzsche, für den "bei Hegel alles nichtswürdiges Grau ist" und dem die Weltgeschichte nicht das Weltgericht, sondern "ein Lärm um die letzten Neuigkeiten ist", wird Hegels Philosophie der Abenddämmerung die Morgenröte entgegensetzen.


Von Hegel ursprünglich konservativ gemeint – im Nachgang könne die Philosophie die Geschichte nur erklären, aber nicht verändern –, wird diee »Eule der Minerva« als Ausdruck eines Bedürfnisses nach Wahrheit verstanden, das auch die Veränderung der Wirklichkeit mit einschließt.

Minerva war die römische Göttin der Weisheit und entspricht der griechischen Göttin Athene.

Literatur:

Die Eule der Minerva in Hegels Rechtsphilosophie Die Eule der Minerva in Hegels Rechtsphilosophie von Jens Petersen Die »Eule der Minerva« entstammt einem bekannten Zitat aus der Vorrede von »Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts« von 1820:

»Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.«

Mit der Vorrede zur Rechtsphilosophie und ihrem berühmten Bild der »Eule der Minerva« hat Hegel freilich nicht nur sein System gekrönt, sondern zugleich dessen sichtbarsten Angriffspunkt geschaffen. Die mit der Vernunft gleichgesetzte Gerechtigkeit, um die es Hegel zu tun ist, gerät unter dem Systemzwang zu einem nachträglichen Konstrukt, das durch die Eule der Minerva zugleich methodisch begründet und bildhaft verbrämt wird. Die Weltgeschichte bietet indes als Weltgericht keine Gerechtigkeitsgewähr.

Friedrich Nietzsche Nietzsche, für den "bei Hegel alles nichtswürdiges Grau ist" und dem die Weltgeschichte nicht das Weltgericht, sondern "ein Lärm um die letzten Neuigkeiten ist", wird Hegels Philosophie der Abenddämmerung die Morgenröte entgegensetzen.


Von Hegel ursprünglich konservativ gemeint – im Nachgang könne die Philosophie die Geschichte nur erklären, aber nicht verändern –, wird diee »Eule der Minerva« als Ausdruck eines Bedürfnisses nach Wahrheit verstanden, das auch die Veränderung der Wirklichkeit mit einschließt.

Minerva war die römische Göttin der Weisheit und entspricht der griechischen Göttin Athene.

Literatur:

Die Eule der Minerva in Hegels Rechtsphilosophie Die Eule der Minerva in Hegels Rechtsphilosophie von Jens Petersen

Freitag, 23. Oktober 2020

»Hegel im verdrahteten Gehirn« von Slavoj Žižek

Hegel im verdrahteten Gehirn


»Hegel im verdrahteten Gehirn« von Slavoj Žižek ist eine provokante Schrift zur Aktualität Hegels.
Zizek's neues Buch versteht sich als philosophische Untersuchung des Begriffs des verdrahteten Gehirns und seiner als Singularität bezeichneten derzeitigen ideologischen Extrapolation. Singularität steht für die direkte Verbindung zwischen unseren mentalen Prozessen und einer digitalen Maschine, aus der ein globaler gemeinsamer mentaler Erfahrungsbereich entstehen soll. Nicht zu verwechseln mit dem Begriff im Plural, also 'Singularitäten', mit dem Andreas Reckwitz (siehe 'Die Gesellschaft der Singularitäten') einen soziokulturellen und ökonomischen Trend meint, der sich von der Logik des Allgemeinen zu einer Logik des Besonderen entwickelt hat, also zum Beispiel weg von den standarisierten Massengütern, hin zu einer Kulturalisierung der Ökonomie, zur Hervorbringung von Eigenkomplexitäten, wie es bei Reckwitz heißt.

Zizek hält fest, dass er nur Mutmaßungen darüber anbietet, wie sich die mögliche Verdrahtung des Gehirns auf uns als Subjekte und auf unsere Subjektivität auswirken wird. Wir können uns derzeit nur vorstellen, Gedanken durch Worte, Gesten, Argumente auszutauschen und die ebenso entstandenen Gegenargumente wieder in unserem Gehirn zu prüfen. Aber direkt mit jemandem 'verdrahtet' zu denken und identisch zu fühlen, ohne verbalen oder anderen Austausch, ist noch nicht vorstellbar.

Die philosophische Haltung von Zizek wird durch die Trias aus Spinoza, Kant und Hegel bestimmt, wie der Autor im Vorwort feststellt, Der Reiz der Betrachtung besteht unter anderem darin, dass die Singularität und die Künstliche Intelligenz mit dem Wissen von Philosophen überprüft werden, die noch keine Ahnung davon haben konnten, dass Maschinen einmal direkt mit dem neuronalen Fluss unseres Bewusstsein interagieren.

Die Konsequenzen des Interagierens ohne die bisherigen 'Schnittstellen' sind auch heute nicht absehbar.
Versuche dazu gab es im sogenannten Biokosmismus in Zeiten der Sowjetunion, wo darüber nachgedacht wurde, wie die Ausschaltung von Leiden möglich wird, oder der Sieg über die Zeit und den Tod, das Ende der Sexualität oder zumindest der Geschlechterunterschiede.

Heute ist das bekannteste Unternehmen mit vergleichbaren Zielen die Gruppe *Neuralink* die 2016 Elon Musk gegründet wurde. Die Ziele sind, Erkrankungen des Gehirns und des zentralen Nervensystems besser zu behandeln und Fortschritte in der Entwidmung der Künstlichen Intelligenz zu machen.
Musk meinte zynisch, dass wir besser versuchen sollten, die Maschinen einzuholen, sonst würden wir uns zu Affen im Zoo zurückentwickeln.

Im Sinne der Singularität müssten wir unsere getrennten Individualitäten aufgeben und eins werden mit dem Geist, der die Realität selbst durchdringt. Wollte Marx Hegel vom Kopf auf die Füße stellen, so scheint es jetzt darum zu gehen, die körperliche Existenz des Menschen von Hardware auf Software umzustellen.

Würde Hegel mit seinem damaligen Wissen – so spekuliert Zizek – solche Aussagen lesen, würde er sie für die eines Spinozisten halten, der sich nach einer 'immanenten Verbindung', mit der 'physischen Substanz' sehnt.
Kant würde diese Perspektive als albtraumhafte Vision von Subjekten halten, die auf Marionetten reduziert sind.
Heutige Verfechter der Singularität deuten diese Aussichten aber auch in hegelianischer Weise als die Versöhnung von Geist und Realität.

In der Singularität verschwindet das Subjekt, alle Inhalte werden 'kollektiviert', das leere Subjekt ist seines Innenlebens beraubt. Erleben wir nicht auch schon Vorstufen dazu in unserer derzeit noch gemeinsamen Welt der Intersubjektivität? Wie leicht ist es doch, ganze Völker zu 'Schuldnern' zu machen, und den betroffenen Menschen ihren Status als Subjekte zu nehmen. Wie gezielt sind schon die Methoden um die Menschen das denken zu machen was nicht ihnen, sondern den Machern nützt. Und wenn sonst nichts hilft, bleibt noch die Aufforderung 'flood the zone with shit' womit das eigenständige Denken zugeschüttet wird, wie radikale Rechte wie Steve Bannon empfehlen.

»Wenn etwas Neues empirisch entsteht, hat es in seiner essenziellen Dimension, auf der transzendentalen Ebene, schon stattgefunden« sagt Zizek, nicht nur in Bezug auf die Singularität.

»Für die einen mag es ein seliges Schwimmen im transindividuellen Bewusstsein bedeuten, während es für die anderen aus genau demselben Grund dem Ende der Menschheit gleichkommt, weil das Eintauchen in die Singularität uns unseres Status der autonom handelnden Individuen bebraubt.«


Wenn das Subjekt in der Singularität aufgelöst wird, wird das nicht zu einer Harmonie zwischen Individuum und Realität führen, die Widersprüche lösen sich nicht auf, sondern sie tauchen erst recht in reinster und radikalerer Form wieder auf. Denn – und das ist Zizek's hegelianische Interpretation: unser Bedeutungsuniversum wird als symbolische Dimension weiterhin spürbar bleiben, wenn auch als Verlust, als Absenzial der Singularität. Anstelle der Immersion in ein selbstloses, kollektives Denken wäre daher die Erfahrung einer radikalen Kluft zu erwarten. Der herbeigeführte Verlust eines Verlusts könnte ein Neuanfang von etwas sein, das wir uns noch nicht vorstellen können.

Ebenso wenig wie wir uns derzeit vorstellen können, dass wir uns in einem inkonsistenten Zwischenstadium zwischen Tierhaftigkeit und Posthumanität befinden, aus dem uns die Singularität und die Künstliche Intelligenz in ein neues, höheres Reich der Posthumanität führen werden.

Viel Stoff zum Nachdenken, spannend und nicht ohne Humor, und schon gar nicht ohne Wiederholungen, Abschweifungen, und Zitate und Witze aus früheren Büchern. Ein Zizek eben!

Literatur:

Hegel im verdrahteten Gehirn
Hegel im verdrahteten Gehirn von Slavoj Zizek

Samstag, 17. Oktober 2020

»Wissenschaft der Logik« von Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Wissenschaft der Logik
Wissenschaft der Logik

Die »Phänomenologie« ist sein großer Wurf, der Kern seiner großen Theorie von der Selbstentfaltung des Geistes. Sie soll ihm endlich den ersehnten Durchbruch bringen. Und was er in den Oktober-Tagen des Jahres 1806 erlebt, scheint seine Theorie zu bestätigen.

Die »Wissenschaft der Logik« ist ein zweibändiges Werk des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), das zwischen 1812 und 1816 zuerst in Nürnberg erschien. Auf seiner »Phänomenologie des Geistes« aufbauend entwickelt das Werk eine ontologisch-metaphysische Logik, die an die antike Philosophie des »Logos« anknüpft.

Georg W. Hegel wollte in dem Buch die "Gedanken Gottes vor der Schöpfung" entwickeln. Hegels »Wissenschaft der Logik« ist aber eher ein fundamentales Werk über das Sein und das Nichts. Die »Wissenschaft der Logik« gehört zu den schwierigsten Texten der Philosophie überhaupt.

Den Inhalt des "absoluten Wissens" entfaltet sein fundamentales Werk "Die Wissenschaft der Logik". Sie ist eine Metaphysik des absoluten Denkens und seiner grundlegenden Bestimmungen. Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.


Kant glaubt in der »Kritik der reinen Vernunft« alles Wesentliche für ein System der Metaphysik - "die Vollendung aller Kultur der menschlichen Vernunft" - versammelt. Hegel will mit der »Wissenschaft der Logik« Kants transzendentale Logik vollenden, und seine politische Philosophie basiert auf ebendem "freien Willen, der den freien Willen will", den Kant als Grundlage herausgearbeitet hatte.

Kant hat den Prinzipien der Synthesis a priori und der Autonomie des Willens, auf denen auch Hegel fußt, nicht ausreichend materiale Geltung verschafft. Deshalb unternimmt Hegel in der "Wissenschaft der Logik" eine kritische Prüfung aller historisch relevanten Grundbegriffe der Philosophie wie der damaligen Fachwissenschaften. Und in der Rechtsphilosophie wie in der Geschichtsphilosophie untersucht er die Institutionen der Freiheit und ihr Werden.

Dieses Werk zählt zu den einflussreichsten philosophischen Schriften der Neuzeit, die unter anderem im Neomarxismus, der Frankfurter Schule, der philosophischen Hermeneutik und dem dialektischen Marxismus eine Rolle spielen.

Viele Philosophen setzten sich bis in die Gegenwart hinein intensiv mit ihren Inhalten auseinander, u.a. Søren Kierkegaard, Martin Heidegger. Bruno Liebrucks oder Dieter Henrich.

Das Werk erfreute sich breiter Resonanz in philosophischen Kreisen, stieß aber entweder auf totale Ablehnung - wie bei Karl Popper - oder es wird als Basis des Denkens zelebriert wie bei Marx und Bloch oder aber wird es sehr neugierig beschnuppert wie von Heidegger und Sartre.

Literatur:

Wissenschaft der Logik
Wissenschaft der Logik
von Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Wissenschaft der Logik

Dienstag, 6. Oktober 2020

Geschichte vom Weltgeist umweht


Hegel


Für Hegel, den bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus, bestand die Welt aus Geist und so ist Geschichte vom Weltgeist umweht. Zu den gedanklichen Figuren, welche Philosophiegeschichte geschrieben haben, gehört zweifelsohne auch Hegels Weltgeist.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel sah die Welt von einem sogenannten Weltgeist beherrscht, der sich großer, tatkräftiger Persönlichkeiten bedient, um die Geschichte in einem dialektischen Prozess voranzutreiben. Der Weltgeist ist bei Hegel eine bestimmende Kraft, die etwas Göttliches hat. Der Weltgeist hat bei Hegel etwas Göttliches. Eine Kraft wirkt, eine andere stellt sich ihr entgegen, und auf einer höheren Ebene strebt der geschichtliche Prozess weiter seinem Ziel, einer Idealwelt, entgegen.


Weht der Weltgeist wie oder wo er will? - "Die List der Vernunft, so Hegel, sorgt auf schönste Weise dafür, dass wir uns alle im großen Ganzen wieder finden. Und da der Weltgeist auf die "List der Vernunft" setzt, indem er eigennützige Individuen für seine übergeordneten Ziele arbeiten lässt, gelangt Hegel zu dem gewagten Schluss: "Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig." Das war eine Rechtfertigung nicht nur des preußischen Staates, sondern auch der Welt insgesamt.

Samstag, 3. Oktober 2020

»Hegels Welt« von Jürgen Kaube

Hegels Welt

Jürgen Kaube erzählt Hegels Leben, führt ein in sein Denken und zeigt, wie sich in beidem eine Epoche des gewaltigen Umbruchs spiegelt. Durch keinen anderen Denker lernt man so gut kennen, was auch die «Sattelzeit» genannt wurde: den Übergang des alten Europa in die moderne Gesellschaft. Ob Französische Revolution und napoleonische Ära, ob Technik, Industrie oder die Kolonisierung fremder Kontinente – in diesen Jahrzehnten veränderte sich die Welt grundlegend. Nicht umsonst steht Hegel für den Beginn einer Philosophie, die versucht, ihre Zeit auf den Begriff zu bringen
Kaube schildert die Zeit der Aufklärung, in die Hegel hineingeboren wird, wie einen spannenden Roman, wo sich die Weltgeschichte entscheidet in jene Richtung zu schreiten, in der wir heute dahintrotten, ohne zu wissen warum und wohin wir sollen. Hegel und Kant erfinden den deutschen Idealismus, während die Welt der Könige am Rand des Abgrunds steht, um bald zu Bruch zu gehen. England, Preußen und Frankreich haben sich im Siebenjährigen Krieg bis über alle Ohren verschuldet, Steuererhöhungen lösen den Amerikanischen Bürgerkrieg und die Französische Revolution aus und schon ist nichts mehr wie es war.

Hegel ahnt damals schon, was imperiale Überdehnung bedeutet, er analysiert den Zeitgeist, entdeckt, dass Zeit ein Prozess ist, bewegt durch Thesen und Gegenthesen von Menschen, die zu neuen Synthesen führen, die neue Anti-Synthesen provozieren und somit in einer unverwechselbaren Zeitgestalt fortlaufender Prozesse münden. Seine geniale Dialektik ist immer noch unerreicht und wird von den meisten nicht verstanden, auch von heutigen Politikern nicht, die glauben, das Ende der Geschichte erreichen zu können, indem sie ihre Anti-These militärisch oder ökonomisch plattmachen. So versteht auch niemand, dass Hegel-Schüler Karl Marx seinen Lehrer von idealistischen Kopf auf die materialistischen Füße stellte und den Prozess der bewegten Massen beschrieb, die mehr Gerechtigkeit und ein besseres Leben verlangen, weil sie hungern nach Essen und Freiheit. So verteufeln die Anti-Hegelianer immer noch die marxistische Anti-These, als handle es sich um den Teufel und nicht um einen notwendigen Bestandteil hegelianischer Dialektik.

Kaube geht auch auf andere Größen der damaligen Zeit ein, mit denen Hegel Bekanntschaft machte. Hegel wirkte unter anderem in Jena, dem intellektuellen Zentrum der Klassik mit inspirierender Nähe zu Schiller und Goethe, die erkannte wie die anderen Großen seiner Zeit. Als begnadeter Polemiker stritt er gern, etwa mit den Romantikern; als allseits Interessierter nahm er alles Neue auf. Aber auch dem Persönlichen schenkt Kaube alle Aufmerksamkeit: dem unehelichen Sohn Hegels etwa, der in Indonesien am Tropenfieber starb, oder Hegels Schwester, die an der republikanischen Verschwörung in Württemberg mittat.

Eine faszinierende Biographie – und eine Zeit, in der sich die Welt neu formierte. Vielleicht ist es Letzteres, was dieses Buch auch zu unserer Gegenwart sprechen lässt.

Biografie

Hegels Welt
Hegels Welt von Jürgen Kaube

Samstag, 26. September 2020

Hegel und Luhmann


Mit dem Weltgeistlichen Hegel verband Luhmann die Spannbreite der Themen: Religion, Wissenschaft, Erziehung, Wirtschaft, Politik, Recht, Liebe, dazu noch Massenmedien untersuchte der Bielefelder Ordinarius. Doch im Gegensatz zu Hegel gibt es bei Luhmann keinen vom Weltgeist getriebenen dialektischen Zusammenschluß der in Sphären zerfallenen Welt.

Luhmann verabschiedet Phantasien von omnipotenter Lenkung in der Politik und weist auch die Ethik in die Schranken. Das Operieren mit Gut und Böse, so der Lüneburger Bürgersohn mit dem listigen Blick, weiß nicht, ob das Gute wirklich gut ist - Moral ist nicht letztbegründbar.

Die Funktionssysteme der Gesellschaft haben ihre eigenen, beinharten Gesetze: In der Ökonomie zählt Bezahlen oder Nicht-Bezahlen. In der Politik Macht oder Nicht-Macht. Im Informationskreislauf der Medien neu oder nicht so neu. Sogar die Liebe gehört nicht den Liebenden. Sie folgt eigenen Mustern, den Liebesidealen einer Epoche zum Beispiel.

Was sich an spezialisierten Bereichen wie Wirtschaft, Politik oder Medien in der Gesellschaft herausgebildet hat, hält ein tautologisch klingendes Gesetz stabil: "Die Systeme produzieren die Elemente, aus denen sie bestehen, durch die Elemente, aus denen sie bestehen."

Weblink:

Hegel ohne Weltgeist - www.spiegel.de

Samstag, 12. September 2020

Georg Wilhelm Friedrich Hegel Bedeutung


Hegels Bedeutung ist vielfältiger Natur - vom Idealismus über sein Geschichtsbild bis hin zu seinem Einfluß als Denker.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel war ein bedeutender Philosoph des 18. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus sowie als einer der großen Schöpfergestalten des deutschen Geistes.

Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharkter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.

Hegel war sich als Berliner Universitätsrektor seiner Bedeutung und Leistung bewußt, er selbst betrachtete seine Lehre gewissermaßen als Abschluß und Krönung der gesamten abendländischen Entwicklung des theoretischen Denkens - mehr noch: er hielt sie für die absolute Wahrheit.

Hegel hatte zu seiner Zeit einen starken Einfluss auf das geistige Leben in Deutschland.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Kein anderer Philosoph ist bis heute so umstritten und wurde so widersprüchlich gedeutet wie der schwäbische Beamtensohn. Die einen halten ihn für einen verkappten Theologen, andere für
einen Atheisten. Manche sogar für den geistigen Wegbereiter des Totalitarismus. Die einen sehen in ihm den modernen Sozialphilosophen, andere einen metaphysischen Schwafler mit Hang zur Inkonsistenz.

Einen »logischen Hexenmeister« nannte ihn der österreichische Philosoph Karl Popper (1902–1994) –
und meinte es keineswegs bewundernd. Einig ist man sich bei Hegel nur in zwei Punkten. Erstens
hatte kaum ein anderes philosophisches Werk so nachhaltigen Einfluss.

Hegels Philosophie inspirierte den Existenzialismus ebenso wie den Mar xismus und sogar Teile der modernen analytischen Philosophie. Über Hegel scheint jeder halbwegs gebildete Deutsche zumindest irgendwas zu wissen – von seiner »dialektischen Methode« bis zu seiner Verbundenheit mit dem preußischen Staat.

Und zweitens ist keiner der großen Philosophen so schwer verständlich. Bis heute verzweifeln
nicht nur Anfänger an Hegels umständlichen Satzkonstrukten, an seiner abstrakten Begrifflichkeit. Ausgerechnet das Vorwort seiner „Phänomenologie des Geistes“ gilt als einer der schwierigsten philosophischen Texte überhaupt. Unvorbereitete Hegel-Lektüre kann traumatisch wirken – und die Lust an der Philosophie nachhaltig verderben.

Samstag, 5. September 2020

Hegel und der deutsche Idealismus


Als Deutscher Idealismus wird die Epoche der deutschen Philosophie von Kant bis zu Hegel und zum Spätwerk Schellings bezeichnet. Als zeitliche Rahmendaten gelten meist das Erscheinen von Kants Kritik der reinen Vernunft (1781) und der Tod Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1831).

Georg Wilhelm Friedrich Hegel war ein bedeutender Philosoph des 18. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus sowie als einer der großen Schöpfergestalten des deutschen Geistes. Sein Geist war vom Idealismus durchdrungen.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharkter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.

Der deutsche Idealismus versuchte, Natur und Geschichte noch einmal zu verbinden. Er ist das Projekt einer Metaphysik, die nach Kant ihre Unschuld verloren hat, denn absolutes Wissen schien zu seiner Zeit unmöglich. Der deutsche Idealismus war ein Kind seiner Zeit und wurde später durch andere philosophische Denkhaltungen abgelöst. Heute können wir das durchaus anders sehen: denn wir (ein Stück Natur) werden die Evolution aufgrund Physik, Chemie, Biologie, Gentechnologie, IT-, Neuro- und Kognitionswissenschaften rasant beschleunigen und gezielt verändern, so dass Hegels Postulat wahr werden könnte.

Donnerstag, 27. August 2020

Georg Wilhelm Friedrich Hegel 250. Geburtstag


Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde vor 250 Jahren am 27. August 1770 in Stuttgart geboren. Hegel war ein bedeutender Philosoph des 18. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus sowie als einer der großen Schöpfergestalten des deutschen Geistes.

Der preußische Staats- und Hofdenker stellte seine Philosophie in den Dienst des Staates. Die Philosophie Hegels wurde durch seine Geschichts- und Staatsehre zur Staatsraison erhoben. Schwerpunkte seiner Geist gewordenen Philosophie im Zeichen des Idealismus und der Aufklärung waren die Themen Logik und Metaphysik.

1788 Studium der Theologie am Tübinger Stift. 1790 Promotion zum Magister der Philosophie. 1805 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor der Philosophie.



Hegel wurde Professor für Logik und Metaphysik an der noch jungen Universität in Berlin. Nachdem Hegel seine Stelle an der Universität angetreten hatte, hing an seiner Tür gelegentlich ein Zettel: "Die Vorlesung muss heute ausfallen, da der Herr Professor mit dem Nachdenken nicht fertig geworden ist."

Hegel erklärte die Entwicklung der Welt als Selbstbewußtwerdung des Weltgeistes, da Denken und Sein eins seien. Er entwickelte eine eigene Geschichtsphilosophie, die den Lauf der Geschichte durch den Weltgeist bestimmt sah, der sich wiederum in einer Vielzahl von nationalen Geistern inkarniere.



Als das Wesen von Welt und Geschichte sah er den Geist, der sich im Laufe der Geschichte immer höher entwickelt, indem sich aus Entgegensetzem (These und Antithese) etwas Neues (Synthese) bildet, das wiederum dem dialektischen Kreislauf unterworfen ist. Höchste Stufe dieser Entwicklung ist die Philosophie, in der der Geist sich selbst erkennt und zu sich selbst findet. Hegel sah in der Materie nur eine Erscheinungsform des göttlichen Geistes.

Bei Hegel wurde die Metaphysik zum Versuch, die Struktur der Welt gleichsam als die Entwicklung des Gedankens zu denken.

Karl Marx

Nach einem oft zitierten Wort Hegels ist Philosophie ihre Zeit, in Gedanken gefasst.

Hegels dialektische Philosophie zeichnet sich durch ihre Betonung von Negation und Widerspruch als inhärenten Eigenschaften der Realität aus.

Hegel, der 1831 starb, hatte zu seiner Zeit einen starken Einfluss auf das geistige Leben in Deutschland. Das Hegelianische Establishment (auch bekannt als „Alt- oder Rechtshegelianer“) sah den preußischen Staat als Abschluss einer Serie von dialektischen Entwicklungen: eine effiziente Bürokratie, gute Universitäten, Industrialisierung und ein hoher Beschäftigungsgrad.

Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx. Von den drei „Weisen“ des „deutschen (spekulativen) Idealismus“, Fichte, Schelling und Hegel, gilt Letzterer als der wirkungsmächtigste Denker seiner Zeit und über diese hinaus.

Seine schulbildende Kraft ist in einem noch bestehenden „Hegelianismus“ manifest.

Im Jahre 1806 publizierte Georg Wilhelm Friedrich Hegel die »Phänomenologie des Geistes«.

Zu seinen bedeutendsten Schriften gehören »Phämomenologie des Geistes« (1807), »Wissenschaft der Logik« (1816), »Encyklopädie der philosophischen Wissenschaften« (1817).

Brandenburger Tor

1831 blieb Hegel bei Ausbruch einer Choleraepidemie, welcher er schliesslich auch zum Opfer gefallen, in Berlin.

Georg Wilhelm Hegel starb am 14. November 1831 in Berlin.


Biografien:


»Hegel: Der Weltphilosoph« von Sebastian Ostritsch



Hegel: Der Philosoph der Freiheit
von Klaus Vieweg

Hegel
Hegel von Charles Taylor

Georg Wilhelm Friedrich Hegel von Herbert Schnädelbach
Georg Wilhelm Friedrich Hegel von Herbert Schnädelbach


Weblinks:

Hegel-Biografie - Biografie-Portal

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Samstag, 22. August 2020

Hegel - Preußens Staatsphilosoph



Der preußische Staats- und Hofdenker hat seine Philosophie in den Dienst des Staates gestellt. Die Philosophie Hegels wurde durch seine Geschichts- und Staatsehre zur Staatsraison erhoben. Glücklich das Land, dessen Legitimation und Begründung ausgerechnet durch einen Philosoph vorgenommen worden ist.

Zu den erstaunlichen Leistungen Hegels gehört, daß aus seiner Lehre eine Philosophie erwuchs, die das absolutistische Preußen als theoretisches Fundament seines Staatswesens anerkannte. Und nicht nur Preußen ehrte Hegel als seinen Staatsphilosophen, auch aus anderen deutschsprachigen Ländern blickte man respektvoll nach Berlin, wo Hegel inzwischen lehrte und nicht nur Studenten, sondern auch die führenden Männer jener Zeit seine Vorlesungen hörten.

Zuvor hatte sich auch Kant schon einmal auf dem Wege zum Staatsphilosophen befunden, als theoretischer Begleiter der Ära Friedrichs des Großen. Doch dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. sah durch Kants kritische Philosophie die Grundlagen des Christentums gefährdet und erwirkte, dass Kant zum heiklen Thema Religion fortan schwieg.

Gegenüber Kants Denkgebäude hatte Hegels Philosophie aus staatlicher Sicht den Vorzug, dass sie dem Christentum nicht im Wege stand, genauer: dem Protestantismus, auf den Preußen sich gründete und von dem es seine Moral herleitete. "Der Geist", so schrieb Hegel, "hat aber in der Religion vielmehr seine Befreiung und das Gefühl seiner göttlichen Freiheit; nur der freie Geist hat Religion, und kann Religion haben."


Der Weltgeist hat bei Hegel in der Tat etwas Göttliches. Und da der Weltgeist auf die "List der Vernunft" setzt, indem er eigennützige Individuen für seine übergeordneten Ziele arbeiten lässt, gelangt Hegel zu dem gewagten Schluss: "Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig." Das war eine Rechtfertigung nicht nur des preußischen Staates, sondern auch der Welt insgesamt.

Und jeder sah, dass diese Feststellung angesichts des Leids auf Erden nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Allerdings wusste auch Hegel: "Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr." Wieder so ein Satz, dem eher die Mächtigen zustimmen werden als diejenigen, die unter Krieg, Unterdrückung und anderen Zwängen unmittelbar zu leiden haben.

Deutschland hat in Kant, Fichte und Hegel beeindruckende, aber unpraktische liberale Denker hervorgebracht. Von ihnen führt kaum ein Weg ins alltägliche Handeln.

Weblink:

Hegel – Preußens Staatsphilosoph - www.rp-online.de

Samstag, 8. August 2020

Die Philosophie Hegels

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharakter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.

Hegels Philosophie erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. In ihrer Wirkung auf die westliche Geistesgeschichte ist sie mit dem Werk von Platon, Aristoteles und Kant vergleichbar. Sein philosophisches Werk »Phänomenologie des Geistes« aus dem Jahre 1807 zählt zu den wirkmächtigsten Werken der Philosophiegeschichte überhaupt.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Die Philosophie Hegels ist eine Theorie über den Wahrheitsgehalt philosophischer Theorien und über die Entwicklungslogik. Nie in der Geschichte der Philosophie ist ein höherer Anspruch erhoben worden. Und nie hat es eine Philosophie gegeben, die so wie die Hegelsche die Geschichte der Philosophie in sich resümiert, und dies aus einem tiefen Verständnis ihrer Klassiker wie Platon, die Vorsokratiker, Aristoteles, Plotin, Proklos, Descartes, Spinoza oder Leibniz. Halfwassen: "Wir stehen heute grundsätzlich auf den Schultern Hegels. Er lehrt uns die Geschichte der Philosophie als ein Wahrheitsgeschehen."

Hegel vertritt eine idealistische Lehre vom in dialektischen Entwicklungschritten zu sich selbst kommenden absoluten Geist.

Kant glaubt in der »Kritik der reinen Vernunft« alles Wesentliche für ein System der Metaphysik - "die Vollendung aller Kultur der menschlichen Vernunft" - versammelt. Hegel will mit der »Wissenschaft der Logik« Kants transzendentale Logik vollenden, und seine politische Philosophie basiert auf ebendem "freien Willen, der den freien Willen will", den Kant als Grundlage herausgearbeitet hatte.

Kant hat den Prinzipien der Synthesis a priori und der Autonomie des Willens, auf denen auch Hegel fußt, nicht ausreichend materiale Geltung verschafft. Deshalb unternimmt Hegel in der "Wissenschaft der Logik" eine kritische Prüfung aller historisch relevanten Grundbegriffe der Philosophie wie der damaligen Fachwissenschaften. Und in der Rechtsphilosophie wie in der Geschichtsphilosophie untersucht er die Institutionen der Freiheit und ihr Werden.

Vor seiner Berufung nach Heidelberg hat Hegel sein revolutionäres philosophisches System nicht zusammenfassend dargestellt. Die beiden Hauptwerke sind keine Darstellungen des Systems, sondern dessen Grundlegung. "Die Phänomenologie des Geistes" befreit das Bewusstsein aus seiner Befangenheit in den endlichen Gestalten des Bewusstseins und führt es aus seiner Selbstvergessenheit hinauf zu dem Punkt, an dem das Selbstbewusstsein sich und seine Einheit mit der Wahrheit denkend erfasst. Hegel nennt ihn das "absolute Wissen" und meint damit die Identität von Denken und Sein.

Den Inhalt des "absoluten Wissens" entfaltet sein Werk »Die Wissenschaft der Logik«. Sie ist eine Metaphysik des absoluten Denkens und seiner grundlegenden Bestimmungen. Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Literatur:


Wissenschaft der Logik

Hegel-Biografien:


»Hegel: Der Weltphilosoph« von Sebastian Ostritsch



Hegel: Der Philosoph der Freiheit
von Klaus Vieweg


Weblinks:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de



Samstag, 1. August 2020

Hegel und der Weltgeist


Hegel

Für Hegel, den bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus, bestand die Welt aus Geist. Zu den gedanklichen Figuren, welche Philosoophiegeschichte geschrieben haben, gehört zweifelsohne auch Hegels Weltgeist.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel sah die Welt von einem sogenannten Weltgeist beherrscht, der sich großer, tatkräftiger Persönlichkeiten bedient, um die Geschichte in einem dialektischen Prozess voranzutreiben. Der Weltgeist ist bei Hegel eine bestimmende Kraft, die etwas Göttliches hat. Der Weltgeist hat bei Hegel etwas Göttliches. Eine Kraft wirkt, eine andere stellt sich ihr entgegen, und auf einer höheren Ebene strebt der geschichtliche Prozess weiter seinem Ziel, einer Idealwelt, entgegen.


Weht der Weltgeist wie oder wo er will? - "Die List der Vernunft, so Hegel, sorgt auf schönste Weise dafür, dass wir uns alle im großen Ganzen wieder finden. Und da der Weltgeist auf die "List der Vernunft" setzt, indem er eigennützige Individuen für seine übergeordneten Ziele arbeiten lässt, gelangt Hegel zu dem gewagten Schluss: "Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig." Das war eine Rechtfertigung nicht nur des preußischen Staates, sondern auch der Welt insgesamt.


Als der Philosoph Hegel in seinen Berliner Vorlesungen einst den preußischen Staat besang, verblüffte er seine Studenten mit folgendem Gedanken. Warum ist der preußische Staat ein so herrliches Gebilde? Die Antwort: weil er den höchsten Stand der geschichtlichen Vernunft verkörpert. Oder um Hegels Hammersatz aus dem Jahr 1820 noch einmal in seiner ganzen Pracht zu zitieren: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig."

Und jeder sah, dass diese Feststellung angesichts des Leids auf Erden nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Allerdings wusste auch Hegel: "Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr." Wieder so ein Satz, dem eher die Mächtigen zustimmen werden als diejenigen, die unter Krieg, Unterdrückung und anderen Zwängen unmittelbar zu leiden haben.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Einmal spürte Hegel den Weltgeist, der die Geschicke der Menschheit lenkt, ganz in seiner Nähe. Hegel war gerade Professor in Jena geworden, als Napoleon vor den Mauern der Stadt stand. Der Philosoph hatte davon nichts Gutes zu erwarten, musste Plünderungen erdulden und war dennoch voller Hochachtung für den kleinen, großen Franzosen: "Es ist in der Tat eine wunderbare Empfindung, ein solches Individuum zu sehen, das hier auf einen Punkt konzentriert auf einem Pferde sitzend, über die Welt übergreift und sie beherrscht."


Der Weltgeist, der sich in Gestalt Napoleons so überraschend körperlich zu erkennen gab, war im Übrigen ein recht theoretisches Konstrukt Hegels. Auf der ersten Stufe, so legte er in seiner "Wissenschaft der Logik" dar, befindet sich der Weltgeist im Zustand des An-sich-Seins; dem entspricht als philosophische Disziplin die Logik.

Wo der Geist weht, da verschwindet das Materielle, Profane, das «gesellschaftliche Sein». Das hat schon Marx dem deutschen Idealismus vorgeworfen. Philosophische Bildung ist mehr noch als Kunstkenntnis angewandte Distinktion.


Weblinks:

Was macht der Weltgeist? - www.zeit.de

Hegel und seine Philosophie des Weltgeistes - www.dw.com

Hegel – Preußens Staatsphilosoph - www.rp-online.de

Hegel-Biografie - www.die-biografien.de


Literatur:

Mit Hegel dem Weltgeist auf der Spur
Mit Hegel dem Weltgeist auf der Spur
von Hans J Neubauer

Samstag, 18. Juli 2020

Das Geschichtsbild Hegels

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Jedem Philosophen haftet explizit auch ein eigenes Geschichtsbild an. Anders als Immanuel Kant, der große Erkenntnistheoretiker, war Hegel in erster Linie Geschichtsphilosoph. Die Geschichte war für den Denker zwar vernünftig, aber sie war, wie es eben dem Verliebten vorkommt, von einer hinreißender und mitteilenden Vernunft. Sie galt ihm als der "bacciantisiche Taumel, an dem kein Glied mehr trunken ist".

Hegel sah die Weltgeschichte als Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit. "Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit."

»Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.«

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 - 1831)

Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, 1837

Dass das Bewusstsein der Freiheit noch nicht deren Realisierung in der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit bedeutet, wusste Hegel selbst sehr gut.

Hegels Geschichtsphilosophie vertritt die These vom "Ende der Geschichte", in der die Geschichte welthistorisch zur Vernunft gekommen sei.


Hegel glaubte, dass mit seiner Philosophie eine Art geschichtlicher Endzustand heraufgezogen sei – das "Ende der Geschichte", wie es einige Denker nach Ende des Kalten Krieges im 20. Jahrhundert noch einmal ausriefen, wiederum zu Unrecht.

Geschichte mit Hegel als Freiheitsgeschichte zu denken, bedeutet also, die jeweilige politisch-gesellschaftliche Wirklichkeit kritisch vom Begriff der Freiheit und den Realisierungsmöglichkeiten der Freiheit her zu denken.

Marx hielt dagegen, dass im preußischen Staat seiner Zeit das Ziel der Weltgeschichte noch nicht erreicht sei. Darin jedenfalls hat er recht behalten.

Weblinks:

Warum heute noch Hegel? - warumheutenochhegel.blogspot.de

Hegel-Biografie - Biografie-Portal

Samstag, 20. Juni 2020

Hegel im Tübinger Stift

Hegel im Tübinger Stift



Das Tübinger Stift, 1536 als "feste Burg des Protestantismus" gegründet, ist weithin berühmt. Man nennt es den "Pflanzgarten Gottes", und darin wuchsen große Männer heran, zum Beispiel Johannes Kepler.

Das evanglische Tübinger Stift ist die höchste Schule, welche das Land Württemberg seinen Landeskindern angedeihen lassen kann. Hier studierrte in früheren Zeiten die zukünftige Elite des Landes. Um das Jahr 1788 trafen im Tübinger Stift angehende Geistesgößen aufeinander, als zu Hölderlin und Hegel der erst 15-jährige Schelling stieß.

Drei junge Studenten der Philosophie und Theologie auf der Suche nach sich und nichts weniger als hehrer Wahrheit und absoluter Weisheit: Hegel, Hölderlin und Schelling 1790 im Tübinger Stift. Damenbesuch droht, die Jungmänner-Bude nach Kartenspielgelagen vollkommen desolat und die Speisekammer leer bis auf ein paar Krüge Gerstensaft.

Euphorisch, verliebt, enttäuscht, philosophierend, streitend, hoffend, verzweifelnd erleben wir das Trio bei seinem Sturz durch die Zeiten. Denn das Stück katapultiert die wohl berühmteste Philosophen-WG der Geschichte mit einer von Schelling gesteuerten phantastischen »machina tempora« in großen Sprüngen aus ihrem Zeitalter durch die Historie in unsere Gegenwart und sogar bis in die Zukunft.

Schelling kannte Hölderlin schon von der Lateinschule. Die Freunde versuchten, dem Abgschlossensein wenigstens geistig zu entfliehen. Hegel zeigte sich von Rousseaus »Contrat social« beeidnruckt, Schelling beschäfigte sich eingehend mit Kant und Hölderlin entdeckte Leibniz.

Eigentlich bestimmt zu einer theologischen Laufbahn, kämpfte er verzweifelt dagegen an und versuchte sich als Schriftsteller und in verschiedenen Anstellungen als Hauslehrer eine unabhängige berufliche Existenz zu schaffen. Der elf Jahre ältere Schiller hat Hölderlin gefördert.



Die Jahre der eigentlichen, engen Gemeinsamkeit zwischen Hölderlin, Hegel und Schelling begannen im Herbst 1790 und endeten im Herbst 1793. Die Freundschaft zwischen Hölderlin und Hegel wurde bis um die Jahrhundertwende weitergeführt, die Freundschaft zwischen Hölderlin und Schelling wich wohl bald einer distanzierten, sehr seriösen gegenseitigen Hochachtung.

Hölderlin profitierte viel von dem intellektuellen Austausch mit seinen später ebenfalls berühmt gewordenen Zimmergenossen Hegel und Schelling. Sie hegten große Sympathie für die revolutionären politischen Ereignisse in Frankreich. Jedoch fand später durch das Scheitern Napoleons eine politische Umorientierung bei Hegel statt. Er wurde ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie Preußens und söhnte sich mit den politischen Gegebenheiten aus.

In Tübingen kämpften Hegel, Schelling und Hölderlin gegen die Orthodoxie und erneuerten das damals vorherrschende Weltbild.


Weblink:

Die Gefährten - ZEIT-Artikel


Georg Wilhelm Friedrich Hegels Bedeutung


Hegel gilt als Erneuerer des philosophischen Denkens. Hegel steht in der Tradition von Denkern wie Kant, ?

Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat sich den Ruf des bedeutendsten Philosophen des 19. Jahrhunderts erworben. Sein philosophisches System versucht nicht weniger als die Erklärung des Ganzen. Und damit eben auch die Ergründung der menschlichen Gesellschaft. In seinen »Grundlinien der Philosophie des Rechts« geht es um das Verhältnis des Menschen zu den Gesetzen und zum Staat.

Hegel erklärte die Entwicklung der Welt als Selbstbewußtwerdung des Weltgeistes, das Denken und Sein eins seien. Er entwickelte eine eigene Geschichtsphilosophie, die den Lauf der Geschichte durch den Weltgeist bestimmt sah, der sich wiederum in einer Vielzahl von nationalen Geistern inkarniere.



Als das Wesen von Welt und Geschichte sah er den Geist, der sich im Laufe der Geschichte immer höher entwickelt, indem sich aus Entgegensetzem (These und Antithese) etwas Neues (Synthese) bildet, das wiederum dem dialektischen Kreislauf unterworfen ist. Höchste Stufe dieser Entwicklung ist die Philosophie, in der der Geist sich selbst erkennt und zu sich selbst findet. Hegel sah in der Materie nur eine Erscheinungsform des göttlichen Geistes.

Hegel, der 1831 starb, hatte zu seiner Zeit einen starken Einfluss auf das geistige Leben in Deutschland. Das Hegelianische Establishment (auch bekannt als „Alt- oder Rechtshegelianer“) sah den preußischen Staat als Abschluss einer Serie von dialektischen Entwicklungen: eine effiziente Bürokratie, gute Universitäten, Industrialisierung und ein hoher Beschäftigungsgrad.

Die Linkshegelianer, zu denen Marx gehörte, erwarteten weitere dialektische Änderungen, eine Weiterentwicklung der preußischen Gesellschaft, die sich mit Problemen wie Armut, staatlicher Zensur und der Diskriminierung der Menschen, die sich nicht zum lutherischen Glauben bekannten, zu befassen hatte.

Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx. Von den drei „Weisen“ des „deutschen (spekulativen) Idealismus“, Fichte, Schelling und Hegel, gilt Letzterer als der wirkungsmächtigste Denker seiner Zeit und über diese hinaus.


Weblink:

https://www.deutschlandfunk.de/kursiv-die-zeit-in-gedanken-fassen.1310.de.html?dram:article_id=193844 Die Zeit in Gedanken fassen

Die Philosophie Hegels

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel war ein Philosoph des Geistes und der bedeutendste Vertreter des deutschen Idealismus. Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharakter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.

Hegels Philosophie erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. In ihrer Wirkung auf die westliche Geistesgeschichte ist sie mit dem Werk von Platon, Aristoteles und Kant vergleichbar. Sein philosophisches Werk Phänomenologie des Geistes aus dem Jahre 1807 zählt zu den wirkmächtigsten Werken der Philosophiegeschichte überhaupt.

Die Philosophie Hegels ist eine Theorie über den Wahrheitsgehalt philosophischer Theorien und über die Entwicklungslogik. Nie in der Geschichte der Philosophie ist ein höherer Anspruch erhoben worden. Und nie hat es eine Philosophie gegeben, die so wie die Hegelsche die Geschichte der Philosophie in sich resümiert, und dies aus einem tiefen Verständnis ihrer Klassiker wie Platon, die Vorsokratiker, Aristoteles, Plotin, Proklos, Descartes, Spinoza oder Leibniz. Halfwassen: "Wir stehen heute grundsätzlich auf den Schultern Hegels. Er lehrt uns die Geschichte der Philosophie als ein Wahrheitsgeschehen.

Hegel vertritt eine idealistische Lehre vom in dialektischen Entwicklungschritten zu sich selbst kommenden absoluten Geist.



Vor seiner Berufung nach Heidelberg hat Hegel sein revolutionäres philosophisches System nicht zusammenfassend dargestellt. Die beiden Hauptwerke sind keine Darstellungen des Systems, sondern dessen Grundlegung. "Die Phänomenologie des Geistes" befreit das Bewusstsein aus seiner Befangenheit in den endlichen Gestalten des Bewusstseins und führt es aus seiner Selbstvergessenheit hinauf zu dem Punkt, an dem das Selbstbewusstsein sich und seine Einheit mit der Wahrheit denkend erfasst. Hegel nennt ihn das "absolute Wissen" und meint damit die Identität von Denken und Sein.

Hegels Form der Erkenntnis war die wissenschaftliche Logik.
Den Inhalt des "absoluten Wissens" entfaltet »Die Wissenschaft der Logik«. Sie ist eine Metaphysik des absoluten Denkens und seiner grundlegenden Bestimmungen. Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.


Weblinks:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Samstag, 16. Mai 2020

Hegels Rechtsphilosophie


Hegel war ein bedeutender Philosoph des 18. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus sowie als einer der großen Schöpfergestalten des deutschen Geistes.

In seiner Rechtsphilosophie entwickelt Hegel auf drei Ebenen, wie sich das Individuum den politischen Einrichtungen und rechtlichen Regeln gegenüber verhält. Auf der ersten Ebene steht der freie Mensch als „Rechts-Person“ – und empfindet die Gesetze als puren Zwang: Du sollst dies nicht, du darfst jenes nicht!

Auf der zweiten Ebene, als warenproduzierender „Wirtschafts-Bürger“, erkennt der Einzelne jedoch, dass die scheinbar nur freiheitsraubenden Gebote auch ihre guten Seiten haben und ihn etwa vor Diebstahl oder Vertragsbruch schützen. Aber erst auf der letzten Ebene, in der Rolle des „Staats-Bürgers“, begreift das Individuum, dass in einer vernünftigen Wirklichkeit sein eigener Wille mit dem allgemeinen Willen, also dem des Staates, identisch ist.

»Der Staat ist die Wirklichkeit der sittlichen Idee.«

Diese Sentenz hat Hegel den Vorwurf der Staatsvergötterung eingebracht. Mehr noch: Er habe damit, so linke Kritiker, den Weg für Hitler geebnet. Demgegenüber glaubten rechte Gegner, eine Linie von Hegel über Marx bis hin zu Stalin ziehen zu können! Absurder Höhepunkt des Auslegungsstreits über Hegels angeblich so katastrophale Folgen war die Interpretation des Zweiten Weltkriegs als eine Auseinandersetzung zwischen deutschen Rechts- und russischen Linkshegelianern!

Samstag, 25. April 2020

Hegel im Tübinger Stift

Hegel im Tübinger Stift



Das Tübinger Stift, 1536 als "feste Burg des Protestantismus" gegründet, ist weithin berühmt. Man nennt es den "Pflanzgarten Gottes", und darin wuchsen große Männer heran, zum Beispiel Johannes Kepler.

Das evanglische Tübinger Stift ist die höchste Schule, welche das Land Württemberg seinen Landeskindern angedeihen lassen kann. Hier studierrte in früheren Zeiten die zukünftige Elite des Landes. Um das Jahr 1788 trafen im Tübinger Stift angehende Geistesgößen aufeinander, als zu Hölderlin und Hegel der erst 15-jährige Schelling stieß.

Schelling kannte Hölderlin schon von der Lateinschule. Die Freunde versuchten, dem Abgschlossensein wenigstens geistig zu entfliehen. Hegel zeigte sich von Rousseaus »Contrat social« beeindruckt, Schelling beschäfigte sich eingehend mit Kant und Hölderlin entdeckte Leibniz.

Eigentlich bestimmt zu einer theologischen Laufbahn, kämpfte er verzweifelt dagegen an und versuchte sich als Schriftsteller und in verschiedenen Anstellungen als Hauslehrer eine unabhängige berufliche Existenz zu schaffen. Der elf Jahre ältere Schiller hat Hölderlin gefördert.



Die Jahre der eigentlichen, engen Gemeinsamkeit zwischen Hölderlin, Hegel und Schelling begannen im Herbst 1790 und endeten im Herbst 1793. Die Freundschaft zwischen Hölderlin und Hegel wurde bis um die Jahr-hundertwende weitergeführt, die Freundschaft zwischen Hölderlin und Schelling wich wohl bald einer distanzierten, sehr seriösen gegenseitigen Hochachtung.

Der junge Hegel profitierte viel von dem intellektuellen Austausch mit seinen später ebenfalls berühmt gewordenen Zimmergenossen Hölderlin und Schelling. Sie hegten große Sympathie für die revolutionären politischen Ereignisse in Frankreich. Jedoch fand später durch das Scheitern Napoleons eine politische Umorientierung bei Hegel statt. Er wurde ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie Preußens und söhnte sich mit den politischen Gegebenheiten aus.

In Tübingen kämpften Hegel, Schelling und Hölderlin gegen die Orthodoxie und erneuerten das Weltbild.


Weblink:

Die Gefährten - ZEIT-Artikel