Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx.
Er stellte die idealistische - im Sinne von Platon - Philosophie Hegles vom Kopf "auf die Füße". Er übernahm Hegels Erkenntnismethode und die Ansicht, daß die Geschichte mit ihrem Elend einem dynamischemn Prinzip gehorche, sich nach dem Gesetz des Widerspruches entwickle, sich also dialektisch auf ein bestimmtes Ziel zubewege, doch deutete er die Menschheitsgeschichte radikal anders - ohne Gott, ohne Weltgeist, ganz vom Menschen und vom materiellen Dasein her.
Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.
Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«
Neben Marx prägte wohl kein anderer Philosoph kritische Theoriebildung so grundsätzlich wie Hegel. In den ausführlichen Hegel-Rezeptionen von Theoretikern wie Georg Lukács, W. I. Lenin oder Theodor W. Adorno, um nur einige zu nennen, firmiert der Idealist nicht selten als „Ergänzung“ zu Marx, oder doch zumindest als der erste kritische Exponent der bürgerlichen Aufklärungsphilosophie, an dem kritische Reflexion zu schulen wäre.
Und in der Tat scheint im Hegelschen Denken bereits eine kritische Tiefendimension manifest, deren Inhalt lediglich mit anderen Vorzeichen zu versehen, das heißt „vom Kopf auf die Füße“ zu stellen wäre: Denn nicht nur, dass mit Hegel das dialektische Denken in systematischer Form auf die historische Bühne tritt, auch die Tatsache, dass er auf einer Wesens-Erscheinungs-Differenzierung insistiert und in der „Phänomenologie des Geistes“ mit einem Substanzbegriff operiert, signalisiert unmittelbar die Nähe zur Marxschen Theorie. Wenn man und frau sich dann noch vergegenwärtigen, dass Hegel in seinen frühen Schriften den Ausdruck der „abstrakten Arbeit“ prägte, könnte beinahe gemeint werden, Hegel sei „der erste Marxist“ gewesen.
Das Hegelsche Frühwerk ist jene frühe Phase seines Werkes, die mit der „Phänomenologie des Geistes“ endet. Ökonomische Schriften Hegels sind „System der Sittlichkeit“, „Jenaer Realphilosophie“.
Folgende, für eine kritische Theorie zentrale Fragen werden dabei aufgeworfen:
- Abstrakte Arbeit“ bei Hegel: Der Anfang einer materialistischen Fetischkritik oder die intellektuelle Selbstvergewisserung des Geistes über seine gedankliche Tätigkeit?
- Der Substanzbegriff in der „Phänomenologie“: Kritischer Totalitätsbegriff oder Legitimation des ewigen Geistes?
- Die dialektische Bewegung bei Hegel: Ansatzpunkt für eine kritische Theorie oder Mystifikation der Dialektik als ontologische Methode?